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Bild © Stefan Leitner
Was die Schuhe für die Füße, ist der Rucksack für den Rücken. Er muss passen. Angesichts unzähliger Kategorien, Rückensysteme und Passformen braucht das seine Zeit.
von Ralf Stefan Beppler Fachjournalist (u.a. Wandermagazin)
Rucksäcke sind heute Hightech-Produkte: clever designt, aufwendig gemacht und ein ”Freund“ fürs Leben. Vorausgesetzt, sie passen richtig. Die Passform muss von Anfang an stimmen. Rucksäcke lassen sich nicht ” eintragen“. Deshalb wirbt ein Rucksackhersteller auch mit dem Spruch: ” Du trägst ihn nicht, du ziehst ihn an!“
NICHT JEDER FÜR ALLES.
Der erste Schritt ist die Auswahl des Rucksacks passend zum eigentlichen Wandervorhaben. Die Rucksackkategorien bestimmen u. a.,
wie viel Gewicht man gut tragen kann.
Bergrucksäcke
haben einen Kontaktrücken für maximale Kontrolle und sind schmal
geschnitten für viel Bewegungsfreiheit in den Schultern – man will
mit ihnen auch klettern oder kraxeln. Taschen, Netze oder anderer
Schnickschnack außen sind eher Tabu, weil man damit am Fels hängen bleiben kann. Häufig haben sie abnehmbare Hüftriemen für die
notwendige Beweglichkeit beim Steigen. Das Tragesystem ist für 8
bis 10 Kilo ausgelegt: Berg- und Kletterausrüstung will transportiert
sein. Das Volumen liegt zwischen 30 und 45 Litern.
Trekkingrucksäcke
haben einen tragenden Beckengurt, der den Beckenknochen umschließt und bis zu 80 % des Gewichtes von den Schultern abnehmen
kann. So lassen sich bequem bis 20 Kilo oder mehr tragen. Damit der
Hüftgurt richtig sitzt, muss die Rückenlänge verstellbar sein. Beim
Trekkingrucksack ist die Passform entscheidend. Setze ihn also auf –
am besten mit Gewicht – und lass die Rückenlänge vom Fachhändler
einstellen. Das Volumen fängt bei 45 bis 50 Liter an und kann bis 100
Liter reichen. Allrounder haben um die 65 bis 70 Litern und passen so
für die meisten Trekkingtouren und Backpacker-Urlaube.
Ein Rucksack muss passen. Das muss man im Laden unter realistischen Bedingungen, also mit Gewicht, ausprobieren. Nur so kann man die Passform feststellen. Ein leerer, leichter Rucksack passt immer, ist aber unterwegs unrealistisch. Wer schlau ist, lässt sich also Zeit und probiert mehrere Rucksäcke aus, gerne auch an unterschiedlichen Tagen. Es lohnt sich. Drei Dinge müssen passen:
Die Rückenlänge
Der Beckengurt
Die obere Lagenverstellung
Die Schnallen an Trägern und Beckengurt werden gelockert, so dass man den Rucksack bequem aufsetzen kann .
Der Fixpunkt des Rucksacks am Körper ist immer der Beckengurt. Er wird als Erstes so fixiert, dass der Beckenknochen umschlossen wird.
Erst danach werden die Schultertragegurte festgezogen. Rutscht der Beckengurt dabei in den Bauch, ist die Rückenlänge zu kurz. Lässt der Träger zwischen Gurt und Schulter eine Lücke, ist die Rückenlänge zu lang eingestellt.
Mittels der oberen Lageverstellung kann das Rucksackgewicht dichter an die Schulter oder tiefer auf die Hüfte verstellt werden. Mit dieser Lageverstellung kann man unterwegs auch „spielen“ und so das Gewicht verlagern, um dem Ermüden vorzubeugen oder den Schwerpunkt an das Gelände anzupassen – bergauf dichter am Körper, bergab stärker auf die Hüfte.
Mit der Lagenverstellung am Beckengurt wird der untere Teil des Rucksacks dichter an die Hüfte gezogen oder der Hüfte mehr Beweglichkeit gegeben.
Der Brustgurt wird über dem Brustbein geschlossen. Er darf weder drücken noch einengen. Wenn man die Träger leicht nach innen zieht, wird die Brustkorbmuskulatur im Bereich der Achselhöhlen entlastet und man kann besser atmen.
Bild © Gregory
Weil die Anatomie von Frauen und Männern unterschiedlich ist, gibt es spezielle Rucksäcke für Frauen. Der Unterschied ist meist deutlich spürbar.
Das sind die Unterschiede zwischen Damen- und Herren-Rucksäcken:
Kleinere Männer kommen manchmal mit den „Damen“-Rucksäcken besser zurecht, große, sportliche Frauen manchmal mit den Unisex-Modellen. Ausprobieren! Häufig sitzen Damenmodelle auch bei Jugendlichen besser.
Der Genuss des Wanderns wird häufig gemindert, indem man zu viel einpackt. Erfahrung ist hier der Schlüssel. Schreibe dir auf, was du einpackst, und kontrolliere nach der Tour, ob du alles gebraucht hast. Halte dich beim nächsten Packen an die korrigierte Liste. Orientiere dich beim Packen an folgenden Fragen: Woran muss ich unterwegs häufiger dran? Was will ich nicht im großen Hauptsack wühlend suchen müssen? An welche Ausrüstung muss ich notfalls schnell heran? Die Grundregel des Packens lautet: Nichts außen am Rucksack baumeln lassen, sondern alles in den Rucksack oder die Außentaschen packen. Kleine Gegenstände sind besser auffindbar, wenn man sie in Säckchen sortiert. Bekleidung sieht weniger verknittert aus, wenn man sie gerollt verpackt. Mit der Zeit entwickelt jeder und jede ein individuelles Packsystem.
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